Der Kern der Cantus Academy ist Chorgesang. Wenn wir vom Dreiklang Raum – Stille – Gesang sprechen, meinen wir zunächst schlicht chormusikalisches Handwerk.
Allerdings impliziert die Musik von Lyhrus selbst, die Art von Nils' Proben sowie eben die Erwähnung jenes Dreiklangs, dass es jenseits des reinen Handwerks noch etwas Anderes gibt: Das Arbeiten an Triadischen Gesängen ist für uns so etwas wie die säkulare Form einer kontemplativen Praxis (Thomas Metzinger). Es geht uns also weder um das Einstudieren klassischer Chorliteratur einerseits noch um hermetische Gruppenrituale andererseits, sondern um einen konkreten Übungsweg hin zu Stimm- und Klangschönheit sowie um neue Wege der Konzert(raum)gestaltung.
Uns beide verbindet ein tiefes Interesse an Fragen zum menschlichen Bewusstsein, an Aspekten der geistigen und körperlichen Wahrnehmung und an Philosophien und Wissenschaften, die sich der Verbindung von rationalem, verantwortungsbewussten Wissen und spiritueller Praxis widmen. Es eint uns die Einschätzung, dass es in dieser Zeit fundamentaler gesellschaftlicher Krisen einer Haltung bedarf, die dem Hören, genauer: dem Zuhören entspringt, also einem von Hinwendung geprägten menschlichen Miteinander.
Das Achten auf gemeinsame Atemführung, abgestimmte Klangfarben, stabile Intonation sind für uns in der Cantus Academy also sowohl der handwerkliche als auch der zwischenmenschliche Weg hin zu einer solchen kontemplativen Praxis.